29. November 2021

Sie fragen sich: „Wie kann ich in der aktuellen Krisensituation so gut es geht den Alltag aufrechterhalten? Ist das überhaupt sinnvoll? Überall herrscht der Ausnahmezustand: Die Kinder gehen nicht in die Schule, gewohnte Verabredungen fallen weg und die üblichen Nachmittagsaktivitäten sind nicht mehr möglich. Und dabei haben wir ja keine Ferien. Dürfen wir da einfach so in den Tag hinein leben?“

In der aktuellen Situation sind die gewohnten Alltagsstrukturen aufgebrochen und wir nehmen wahr, dass es uns an Orientierung fehlt. Viele liebgewonnene Gewohnheiten und Tätigkeiten müssen wir aufgeben und selbst das, was wir sonst möglicherweise lästig finden, scheint jetzt zu fehlen. Wir befinden uns in einem Zustand, der auf der einen Seite viele neue Regeln und Einschränkungen mit sich bringt und auf der anderen Seite auch viel Freiheit aufweist.

Es ist nicht leicht, sich in dieser Situation zurechtzufinden und den Alltag für sich und die Familie sinnvoll zu gestalten. Es müssen neue Strukturen gefunden werden.

Gewohnte Abläufe bieten Sicherheit und stärken das Vertrauen, dass irgendwann auch wieder Normalität einkehren wird. Auch wenn zur Zeit viele gewohnte Tätigkeiten, Tagesabläufe und Termine entfallen, können Sie für sich und Ihre Familie bestimmte Dinge aufrecht erhalten, andere anpassen. Es gilt hier bewusst damit zu experimentieren, wie viel an alten Gewohnheiten aufrecht erhalten werden kann und soll und wo sich auch neue Gewohnheiten etablieren dürfen. Hier bietet sich auch die Chance, neue Erfahrungen zu machen und daran zu wachsen.

Konkret heißt das: Überlegen Sie gemeinsam als Familie, wie ihr Tag aussehen kann. Bleibt man bei der gewohnten Zeit des Aufstehens und Frühstücks oder gönnt man es sich, länger zu schlafen (so denn alle Familienmitglieder zu Hause bleiben)? Wenn nicht mehr alle pünktlich das Haus verlassen müssen, kann man die Zeit nutzen, um in Ruhe miteinander zu frühstücken und zu besprechen, wie der Tag ablaufen kann.

Geben Sie sich und Ihren Kindern eine Struktur, indem Sie den Tag einteilen und miteinander vereinbaren, wann z.B. Lernzeiten eingerichtet werden und Schulaufgaben gemacht werden, wann sie gemeinsame Zeit verbringen können und wollen und auch, wann jeder eine Auszeit nehmen darf. Das heißt nicht, dass Sie sich immer genau an alle Zeiten halten müssen. Es geht darum, Orientierung zu geben und Sicherheit zu vermitteln. Miteinander zu besprechen, wie der Tag gestaltet werden kann, heißt auch, gemeinsam auszuprobieren, wie Abläufe einmal ganz anders aussehen können als sonst. Experimentieren Sie miteinander und geben sich und Ihrer Familie die Chance, Neues miteinander zu entdecken. Vielleicht stellen Sie fest, dass ein Familienmitglied ein freiwilliger Frühaufsteher ist und alle anderen mit Frühstück versorgt? Was auch immer Sie miteinander erleben, geben Sie sich und Ihrer Familie die Möglichkeit, neu zu entdecken, welche tollen Fähigkeiten in Jedem schlummern und was Ihnen gemeinsam gut tut. Nehmen Sie sich gemeinsam kleine Projekte vor und beleben alte, vielleicht in Vergessenheit geratene Dinge wieder (Vorlesen, gemeinsames Spiel). Achten Sie auch darauf, dass jeder genug Zeit für sich alleine hat und Sie als Eltern etwas für sich tun können.

Alltag in Zeiten von Corona heißt eben, sich neue Strukturen und Gewohnheiten zu schaffen und dabei die Chance wahrzunehmen, zu entdecken, dass Veränderung auch gut tun kann. Wir wünschen Ihnen dabei viel Mut, Freude und Durchhaltevermögen.

Eine sehr gutes Infoblatt der Aetas Kinderstiftung zum Thema: „Kindern Orientierung geben“ finden sie hier.

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